Was „Wort Gottes“ wirklich meint – und warum es mehr ist als ein Buch

1. Einleitung: Mehr als nur ein Titel
Viele Menschen denken bei „Wort Gottes“ sofort an einen klaren Befehl, ein geschriebenes Gebot oder eine göttliche Anweisung. Doch interessanterweise finden wir am Anfang der Menschheitsgeschichte genau das Gegenteil:
"Da bildete Gott der HERR den Menschen Staub von der Erde und hauchte in seine Nase den Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebendige Seele." (1. Mose 2,7)
➡️ Das Wort entschied sich nicht, zu sagen: „Lebe!“ – sondern es hauchte. Kein Befehl. Keine Formel. Sondern ein persönlicher Akt des Teilens.
Das ist ein Schlüssel: Das Wort Gottes zwingt nicht, es begegnet. Es ruft nicht: „Du wirst leben!“ – es teilt Leben mit uns.
Viele Christen sagen: „Ich glaube an das Wort Gottes“, meinen damit aber oft einfach „die Bibel“. Doch dieser Begriff ist tiefer, lebendiger und vielschichtiger. Die Bibel selbst benutzt „Wort Gottes“ in verschiedenen Bedeutungen – und jede davon ist wichtig.
➡️ Wer „Wort Gottes“ hört, sollte nicht sofort „Buch“ denken – sondern „Begegnung“.
2. Das Wort, das alles erschuf
Bereits am Anfang der Bibel lesen wir:
"Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht." (1. Mose 1,3)
Das erste „Wort Gottes“ war kein Text – sondern eine schöpferische Kraft. Wenn Gott spricht, geschieht etwas. Sein Wort ist wirksam, lebendig und trägt Realität in sich.
"Durch das Wort des HERRN sind die Himmel gemacht, und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes." (Psalm 33,6)
➡️ Das Wort Gottes ist also nicht Erklärung – sondern Auslösung von Sein. Es trägt Kraft, Richtung und Substanz in sich.
3. Das fleischgewordene Wort: Jesus
Im Johannesevangelium steht:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. … Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns …“ (Johannes 1,1+14)
➡️ Jesus selbst ist das lebendige Wort Gottes – nicht nur ein Sprecher des Wortes, sondern die Verkörperung dessen, was Gott denkt, fühlt und will.
„Er sandte sein Wort und machte sie gesund, und ließ sie ihren Gräbern entrinnen.“ (Psalm 107,20)
Das Wort ist nicht nur Information – es ist Heilung, Erlösung, Sendung.
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn sandte …“ (Johannes 3,16) – Er sandte sein Wort in Person.
➡️ Wer Jesus sieht, sieht das wahre Wort Gottes – sichtbar, greifbar, erfahrbar.
4. Das ausgesprochene Wort – prophetisch, lebendig, konkret
Immer wieder spricht Gott durch Menschen – nicht in toten Formeln, sondern in echter Begegnung:
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht.“ (Matthäus 4,4 / 5. Mose 8,3)
➡️ Das „Wort Gottes“ ist das, was jetzt aus seinem Mund kommt. Es ist geistlich genährt, nicht gedruckt. Es ist Tagesbrot, nicht nur Schriftrolle.
5. Das entscheidende Wort – es ist vollbracht
Am Kreuz ruft Jesus:
„Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30)
➡️ Das ist nicht nur ein letzter Atemzug – es ist ein gerichtliches, geistliches, prophetisches Abschlusswort:
Das Werk der Erlösung ist vollendet
Das Wort, das gesandt wurde, hat erfüllt, was es bewirken sollte (vgl. Jesaja 55,11)
Die Schöpfung der neuen Realität ist abgeschlossen
„Mein Wort kehrt nicht leer zurück, sondern tut, wozu ich es sende …“ (Jesaja 55,11)
➡️ Das Kreuz ist der Moment, wo das Wort des Anfangs („Es werde …“) mit dem Wort des Endes („Es ist vollbracht“) zusammenkommt. Dazwischen steht das Wort als Mensch, das uns ruft.
6. Die Bibel als Zeugnis – aber nicht die Quelle selbst
Die Bibel ist heilig, zuverlässig, inspiriert – ja. Aber sie ist nicht Gott selbst.
Sie bezeugt das lebendige Wort (Jesus)
Sie verkündet das ausgesprochene Wort (Geist)
Sie ist Werkzeug, nicht Ziel
„Ihr erforscht die Schriften … und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, damit ihr das Leben habt.“ (Johannes 5,39–40)
➡️ Jesus kritisiert: Man kann die Bibel lesen und trotzdem am lebendigen Wort vorbeigehen.
7. Warum das so entscheidend ist
Wenn wir „Wort Gottes“ reduzieren auf „Text in der Bibel“, verlieren wir:
die Beziehung (Jesus als das Wort)
die Lebendigkeit (der Geist spricht heute)
die Kraft (Gottes Wort verändert, heilt, schafft neu)
➡️ Das „Wort Gottes“ ist eine Person, eine Stimme und eine schöpferische Kraft – nicht nur eine gedruckte Seite.
8. Fazit
Wenn wir vom Wort Gottes sprechen, sprechen wir über:
Jesus – das fleischgewordene Wort
Das lebendige Reden Gottes durch seinen Geist
Die Bibel – das zuverlässige Zeugnis, das uns zu ihm führt
Nicht alles, was gedruckt ist, ist lebendig.
Aber alles, was Gott spricht, ist Leben.
➡️ Deshalb lies die Bibel – aber höre auf seine Stimme.
➡️ Vertraue dem geschriebenen Wort – aber begegne dem lebendigen.
Das Wort Gottes ist lebendig, weil es lebt. Und es lebt, weil es eine Person ist.