REDEN IN SPRACHEN – MISSVERSTANDEN, ÜBERHÖHT ODER GOTTGEWIRKT?

Kein Thema wird so schnell mystifiziert wie das „Reden in neuen Zungen“. Manche feiern es als höchsten Beweis des Geistes, andere lehnen es als Charismatik ab. Doch was sagt die Bibel – wirklich?
Wir wollen keine Theologie der Extreme.
Wir geben keine konfessionellen Deutungen.
Wir fragen: Was steht geschrieben? Und wozu wurde es gegeben?
1. Was meint die Bibel mit „neuen Zungen“?
„Diese Zeichen aber werden die begleiten, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Zungen reden.“
– Markus 16,17
Das griechische Wort lautet „glossais kainais“ – also: neue, ungewohnte Sprachen.
Nicht: „himmlisches Lallen“ oder „ekstatisches Brabbeln“.
Sondern: Etwas Verständliches, jedoch nicht Erlerntes.
Ein Zeichen – nicht für Show, sondern für Wahrheit.
📌 Beispiel: Kein Apostel kündigte Zungenrede an.
Sie kam nicht geplant, sondern geführt – genau dort, wo sie diente.
2. Apostelgeschichte 2 – Pfingsten: Der erste Sprachwunder-Fall
„Und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“
– Apostelgeschichte 2,4
Wichtig:
➡️ „Andere Sprachen“ = glossais heterais
➡️ Die Menschen hörten ihre eigene Muttersprache! (Apg 2,6–11)
📌 Beispiel: Parther, Meder, Elamiter, Araber, Römer etc. sagten:
„Wie hören wir sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden?“
Das war kein unverständliches Kauderwelsch – es war Wunderkommunikation.
Ein göttliches Werkzeug – für Evangelisation. Kein Selbstzweck.
3. Korintherbriefe – Zucht für ein missbrauchtes Geschenk
„Wenn jemand in einer Sprache redet, so sollen es zwei oder höchstens drei tun, einer nach dem anderen – und einer soll auslegen.“
– 1. Korinther 14,27
Die Gemeinde in Korinth war begeistert – aber nicht geordnet.
Sie machten aus der Gabe ein Spektakel.
Paulus greift ein. Deutlich. Korrigierend.
📌 Beispiele:
– Wenn keiner auslegt → Schweigen! (V. 28)
– Wer nur in Zungen redet, redet zu sich selbst und zu Gott – nicht zur Gemeinde. (V. 2)
– Besser fünf verständliche Worte als tausend in Sprachen. (V. 19)
▶ Die Zungensprache hatte ihren Platz – aber niemals die Bühne.
4. Ist Sprachenrede ein Zeichen echter Bekehrung?
„Reden alle in Sprachen? Haben alle Gnadengaben?“
– 1. Korinther 12,30
📌 Antwort: Nein.
Nicht jeder bekommt dieselbe Gabe.
Der Heilige Geist gibt wie er will (1. Kor 12,11). Nicht wie Menschen fordern.
🔒 Beispiel: Der Ethiopische Kämmerer wird getauft (Apg 8) – keine Sprachenrede.
🔒 Beispiel: 3.000 Menschen bekehren sich an Pfingsten – nicht alle reden in Sprachen.
▶ Die Bibel kennt kein „Beweis-Zeichen“ durch Sprachen.
Der Beweis ist immer: verändertes Leben, nicht veränderte Zunge.
5. Geistestaufe vs. Zungenrede – gehört das zusammen?
„Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft worden.“
– 1. Korinther 12,13
Die Geistestaufe ist Wiedergeburt – der Moment, wo der Heilige Geist Wohnung nimmt.
Nicht jeder redet dann in Sprachen.
Aber jeder, der neu geboren ist, ist vom Geist getauft – ob mit Zunge oder ohne.
▶ Die Pfingsterfahrung ist nicht das Muster für alle.
Gott handelt vielfältig – aber niemals gegen seine Ordnung.
6. Was ist also biblisch?
✅ Es gibt die Gabe der Sprachen.
✅ Sie ist eine von vielen – nicht die höchste.
✅ Sie dient zur Erbauung – nicht zur Show.
✅ Sie ist auslegbar – oder soll schweigen.
✅ Sie ist kein Beweis für Errettung.
✅ Sie ist nicht notwendig – aber auch nicht verboten.

7. Fazit – Was ist mit „Reden in neuen Zungen“ gemeint?
Reden in neuen Zungen bedeutet: echte, vom Geist gewirkte Sprachen, gegeben zu einem klaren Zweck – zur Erbauung, nicht zur Verwirrung.
Sie sind verständlich oder auslegbar.
Nicht provoziert, nicht erzwungen, nicht religiös aufgeladen.
Die Bibel zeigt:
Die Gabe bleibt bestehen – aber der Missbrauch auch.
Deshalb gilt: Prüft alles – das Gute behaltet.
Denn:
📖 „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“
– 1. Korinther 14,33
Nicht jedes „Zungenreden“ ist vom Geist – aber echte Geistesgaben werden nicht abgeschafft, sondern geordnet angewendet.
Wer Jesus gehört, braucht keine Show – sondern Wahrheit.
Und die Wahrheit wirkt immer klar, weise, aufbauend. Nicht verwirrend.
8. Von Babel zu Pfingsten – Warum überhaupt neue Sprachen?
Um Pfingsten zu verstehen, müssen wir zurück zu Babel:
📖 „Und der HERR sprach: Siehe, sie sind ein Volk und haben alle eine Sprache […] Wohlan, lasst uns hinabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des anderen Sprache verstehe.“
– 1. Mose 11,6–7
Damals sprach die Menschheit eine gemeinsame Sprache – aber sie benutzte sie, um sich gegen Gott zu erheben.
Ein Turm aus Stolz.
Eine Sprache ohne Wahrheit.
Gott verwirrte die Sprachen – und die Menschen wurden zerstreut.
▶ Sprache wurde zum Zeichen der Trennung.
Doch an Pfingsten kehrt sich alles um:
📖 „Wie hören wir sie in unserer eigenen Sprache von den großen Taten Gottes reden?“
– Apostelgeschichte 2,11
▶ Sprache wird zum Werkzeug der Verständigung.
Nicht durch menschliche Einheitsidee, sondern durch den Heiligen Geist.
🔥 Und die Flammen über den Köpfen?
Nicht Symbolik – sondern Realität: Gottes Gegenwart auf jedem Einzelnen.
Nicht mehr am Berg, nicht im Tempel – sondern in dir.
🗣️ Die Sprachen?
Nicht sinnloses Reden – sondern geheilte Sprache: verständlich, zielgerichtet, göttlich initiiert.
Ein Zeichen, dass Gott alle Völker ruft – in ihrer Vielfalt, aber in einem Geist.
➡ Pfingsten ist die Umkehr von Babel.
Nicht Rückkehr zur Einheitskultur – sondern Verständigung durch den Geist.
🧠 Anwendung:
Gott nimmt genau das, was einst zur Spaltung führte – und macht es zum Zeichen für Versöhnung in Christus.
Nicht durch Gleichschaltung – sondern durch den einen Geist, der in vielen Sprachen dieselbe Wahrheit redet.
Babel hat getrennt.
Pfingsten verbindet.
Nicht über Macht – sondern durch Geist.